Auswanderer nach Pozuzo in Peru

 

Mitte des 19. Jhd. suchte die peruanische Regierung, Europäer, insbesondere deutsche Katholiken anzuwerben, um mit diesen den Urwald im Osthang der Kordilleren bis hinab ins Amazonas-Becken zu kolonisieren. Ziel war es, von hier aus über den Amazonas die Schifffahrt zum Atlantik aufzubauen um den Handel mit Europa zu vereinfachen. Gleichzeitig sollte damit auch das rohstoffreiche Gebiet vor Ansprüchen der Brasilianer abgesichert werden.

In Deutschland herrschte Hungersnot und die übliche Realteilung verhinderte auskömmliche Besitzstrukturen.

100 Morgen Land für jede Familie und 60 Morgen für jeden Ledigen sowie freies Bauholz. Dazu freie Überfahrt, ein Handgeld von 15 Gulden in Peru, Unterhalt bis zur Ankunft im verheißenen Tal sowie Lebensmittel bis zur ersten Ernte waren die von der peruanischen Regierung gemachten Zusagen. Daher fanden die Worte der Werber großes Gehör.

Im März 1857 war es soweit. Mit einem Schiff ging es auf der Mosel nach Koblenz. Von dort vermutlich mit der Bahn bis Köln. Hier traf sich die Gruppe der Rheinländer mit der Gruppe aus Tirol und gemeinsam fuhren sie am 24. März mit der Eisenbahn über Aachen - Lüttich nach Antwerpen. Am 29. März, das Schiff lag noch im Hafen, traute der mitreisende Tiroler Kaplan Egg 23 Paare, überwiegend solche, denen die Heirat in der Heimat verwehrt worden war. Darunter auch die Verlobten Rees/Fischer aus Briedel und die Gertrud Göres aus Briedel mit dem Tiroler Johann Kapeller. Das war sicherlich Liebe auf den allerersten Blick!

Mit den Frachtsegler (Guano-Tansporter) NORTON gingen am 30. März 120 Deutsche (darunter: 27 Briedeler und 24 Reiler) und 184 Tiroler Auswanderer auf die 120 Tage dauernde Überfahrt rund um Kap Horn.

 

norton schiff

Es war sicherlich keine Urlaubs-Kreuzfahrt im heutigen Sinne. Enorme räumliche Enge und miserable hygienische Verhältnisse machten die Fahrt um Kap Hoorn zu einer risiko- und entbehrungsreichen Fahrt. Trotzdem starben nur 2 Erwachsene, dagegen wurden 4 Kinder geboren.

Nach Ankunft Callio, dem Hafen von Lima in Peru stellte sich heraus, das die Wege in das versprochene gelobte neue Siedlungsland noch gar nicht gebaut waren. Kurz entschlossen mietete der von der Regierung beauftragte Agent, Freiherr von Schütz-Hohenhausen, auf eigene Rechnung den nordwärts fahrenden Dampfer "Inka", ließ die Siedler übersteigen und fuhr mit den Siedlern weiter bis zur Hafenstadt Huacho. Hier warb er ausreichend Reit- und Packtiere sowie Maultiertreiber an und zog mit der Karawane mühselig in die Kordilleren. Er hoffte so, dem Ziel der weiten Reise näherzukommen. Aber in Acobamba auf über 4.000 Meter Höhe war die Welt zu Ende und es gab keinerlei Wege und Pfade mehr. Ein verzweifelter Kampf mit der Bürokratie brachte immer nur sporadische Unterstützung mit Lebensmitteln und beim Wegebau. Unter Entbehrungen benötigte die Gruppe für die restlichen 100 Kilometer über schneebedeckte Andengipel und dichten Urwald dann fast zwei Jahre, bis sie in der Zielregion ankamen. Unterwegs waren eine Reihe der Auswanderer verstorben und viele hatten sich von der Gruppe abgesetzt und sich eigenständig Arbeit und Auskommen gesucht, sodaß insgesamt nur 165 Personen ihr Ziel erreichten und Pozuzo gründeten.

Pozuzo blieb, was es seit seiner Gründung war: verloren im Urwald. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde eine richtige Schotterstraße zur Erschießung des Tales gebaut. Die Bewohner fanden Anschluss an die moderne Zeit und der Ort entwickelte sich zu einem posperierenden Ort.

 

Quellen:
Elisabeth Habicher-Schwarz: Pozuzo - Tiroler, Rheinländer und Bayern im Urwald Perus
Knebel Hajo: Pozuzo- vergessen im Urwald von Peru
in: Kreisjahrbuch Zell 1968

Internet:
http://www.deutsch-peruanisch.com
http://www.pozuzo.de
http://www.pozuzo.net

aus Briedel wanderten am 19. März 1857 aus:

Fischer

Timotheus
Christine geb. Hillesheim
Agnes
Elisabeth
Simon

39 J.
28 J.
7 J.
5 J.
2 J:

 
       
Fischer Isabella
Simon
22 J.
1 J.
heiratet am 29.3.1857 auf der Norton den Stephan Rees aus Briedel
       
Goeres Gertrud 25 J. heiratet am 29.3.1857 auf der Norton den Johann Kapeller aus Tirol
       
Hochscheid Franz Josef
Anna Maria geb. Becker
Matthias Josef
Sebastian
Catharina
Josef
62 J.
37 J.
31 J.
25 J.
7 J.
5 J.
 
       
Rees Johann 61 J.  
       
Rees Matthias 40 J.  
       
Rees Johann Stephan 24 J. heiratet die Isabella Fischer
       
Schunck Dominikus
Helene geb. Rees
Margarethe
Caroline
32 J.
27 J.
5 J.
1 J.
war 1864 Gemeindevorsteher von Pozuzo
       
Stadler Johann Josef
Clara geb. Rees
Gertrud
Theresia
Josef
Susanne
39 J.
34 J.
12 J.
7 J.
5 J.
3 J.
 
       

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