Die Briedeler Vereine

und ihre Geschichte

 

Aus dem Zusammenleben im Dorf

 

Die kirchlichen Vereine

In den letzten Jahrhunderten verzeichnete die Pfarrei Briedel eine sehr rege Tätigkeit religiöser Vereine.

Größeren Einfluss hatte die Sebastianusbruderschaft, die schon 1620 in den Urkunden erwähnt wird. Sebastianus ist der Pestheilige. Die Bruderschaft  wurde vermutlich Anfang des 15. Jh. in Zusammenhang mit einer Pestepidemie gegründet. Sie unterhielt einen eigenen Altar in der Kirche, dem Papst Clemens XI. 1704 ein Ablassprivileg verlieh. Der Hl. Sebastian wird meist, auch auf unserem ihm geweihten Altar, mit Pfeilen dargestellt. Dies führt sich auf einen alten Aberglauben zurück, nachdem Dämonen die Krankheiten mit Pfeilen auf Menschen und Tiere abschossen. Auch der Begriff des Hexenschuss geht darauf zurück.

So finden wir seit dem  19. Jahrhundert Hinweise auf folgende Gruppen:

  • Bruderschaft vom hl. Unbefleckten Herzen Marias
  • Rosenkranzbruderschaft, heute Rosenkranzverein (1867)
  • 3. Orden des heiligen Franziskus
    - Franziskus-Xaverius-Verein 
  • Herz Maria Bruderschaft für die Schulkinder
  • Verein der hl. Familie
  • Bruderschaft christlicher Frauen und Mütter - Mütterverein -
    heute Frauengemeinschaft (1919)
  • Marianische Jungfrauenkongregation (1920)
  • Bund der katholischen Jugend
    Frauen und eine Mädchengruppe
  • Päpstliches Werk der Glaubensverbreitung
  • Kindheit Jesu und Schutzengelverein
  • Herz-Jesu-Gebetsapostolat
  • Bonifatiusverein
  • Eucharistiewerk
  • Pfarrcaritas, heute Caritas-Helferkreis (um 1880)
  • Borromäusverein, heute Pfarrbücherei (um 1900)
  • Kirchenchor Cäcilia

Einige der obigen Gruppen sind mit der Zeit untergegangen. Teils mangels Beteiligung, aber auch durch Zwangsauflösung oder Zwangsfusion in der Zeit des Dritten Reiches.  Besonders die kath. Frauengemeinschaft und der Caritas-Helferkreis sind heute noch sehr intensiv im Gemeindeleben integriert. Vielfältige Angebote wie Begegnungsnachmittage für die Älteren sowie Fahr- und Betreuungsdienste für Kranke ergänzen ihr umfangreiches Angebot.

Die Borromäus-Pfarrbücherei wurde 1934 zwangsaufgelöst und mit der eingerichteten Schulbücherei vereinigt. 1936 verzeichnet diese 1.215 Bände im Bestand, der in den nächsten Jahren noch mit vielen politisch gewünschten Werken ergänzt wurde. Nach 1945 wurden alle Bücher mit nationalsozialistischem Gedankengut verbrannt und mit dem Restbestand die Pfarrbücherei wieder eingerichtet.

Der 2003 gegründete Förderverein St. Martin hat sich erfolgreich zur Aufgabe gemacht, die Ausstattung der Pfarrkirche zu erhalten und zu restaurieren.  Die Messdienergruppe  ist sehr aktiv macht auch viele Freizeitaktivitäten.

Nach einer alten Regelung musste das Kloster Himmerod den Sängerinnen und Sängern des Kirchenchores an den vier hohen Festtagen des Jahres jeweils eine ehrliche Mahlzeit stellen. Die Zahl der Chormitglieder ging mit den Jahren zurück. Da sie sich zudem noch mit dem Gemischten Chor überlappten, übernahm dieser das Singen bei den Festgottesdiensten.

Der Pfarrer schrieb in der Chronik:
"... Der Kirchenchor leidet sehr unter Mangel an Nachwuchs; es ist schwer, heute bei den vielen anderen Dingen, die nur ablenken und keine rechte Begeisterung für edlere Belange aufkommen lassen, die jungen Leute und geeignete Kräfte zu gewinnen..."

Neben dem regulären Kirchenleben mit Gottesdienst, Vesper, Predigten, Wallfahrten etc. waren die Vereine Bindeglied und Initiator für religiöses Leben. Schon im Religionsunterricht in der Schule wurden die Kinder den Vereinen zugeführt.
Bemerkenswert ist noch, dass bis zum Ende des 2. Weltkrieges die verheirateten Frauen nicht mit ihren eigenen Namen, sondern mit dem Namen des Ehemannes z.B. Frau Johann Goeres, in den Mitgliederlisten der Frauengemeinschaft eingetragen waren.  Sogar auf den Totenzetteln hieß es z.B. noch 1926 nur "Frau Ignaz S.", ohne weiteren Hinweis auf den Vornamen oder Geburtsnamen der Frau. Oder "Wwe. Karl-Philipp B."  Hier wird 1927 aber im kleingeschriebenen Text dann Vor- und Geburtsname der Frau genannt.

 

Die weltlichen Briedeler Vereine

Das Vereinswesen ist ein wichtiger Baustein im Zusammen- leben der Dorfgemeinschaft. Neben den kirchlich organisierten Gruppierungen  hatten und haben wir in unserem Dorf noch viele weitere Interessengruppen, die sich vereinsrechtlich organisiert haben.

Eine Niederschrift über deren vielfältige Angebote würde den Rahmen dieser Schrift überschreiten, daher seien die Wesentlichen nur kurz angeführt:

 

aufgelöste Vereinigungen:

Bienenzucht-Verein (Imkerverein)
um 1919 gegründet. Hauptziel war die   gemeinschaftliche Beschaffung von Bienenzucker, um die Völker   im Winter ernähren zu können. Aber auch  Gemeinschaftskauf von Hilfsmitteln und die gemeinschaftlche Nutzung von Honigschleudern gehörte zum Aufgabenbereich.  

Frostschutz Interessengemeinschaften
Kitscheid und Brerdel
1951 gebildete Zusammenschlüsse der Winzer, um bei Spätfrösten mittels einer Ölheizung bei Kälteeinbruch Frostschäden zu verhindern und die zarten Triebe zu schützen. 1964 aufgelöst.

Gesellschaft Erholung
Eine Gruppe touristisch Interessierter, die sich um 1900 zusammenfanden um "...Fremde nach Briedel zu bringen..." und gemeinsame Freizeit zu verbringen. Sie ging 1927 im Verkehrsverein auf.

Junggesellenverein
1864 gegründet und um 1916 untergegangen.

Landwirtschaftliches Casino
Ein Zusammenschluss der Winzer und Landwirte mit dem Anspruch, durch Schulung das Wissen der Mitglieder zu stärken. 1873 hatte das Casino das Weiderecht für Schweine im Briedeler Wald inne. Ein weiterer Schwerpunkt waren kulturelle Veranstaltungen.

Obstbauverein
1933 auf behördliche Anregung gegründet, "...um diesen landwirtschaftlichen Zweig im Interesse der Volksernährung besser zu nutzen." Er pflanzte Obstbäume entlang der Bergstraße vom Ort bis zur Straßengabel Kirmesborn. Zur Ernte wurden die Bäume versteigert. Nach dem Krieg wurde er nicht mehr aktiviert. Die Hotels ernteten das Obst für ihre Küche.

Pfropfreben IG
1951 gegründete Interessengemeinschaft der Winzer zur Zucht von reblausresistenten und leistungsstarken Pfropfreben. Es erfolge der Bau von Treibhäusern und Arbeitshallen.  
Der Geschäftsbereich wurde 1957 an den Raiffeisenverein übertragen.

Teilnehmergemeinschaften der Flurbereinigung KöR
Verfahren I, rechte Moselseite und Ort 1972-1980
Verfahren II und III, linke Moselseite 1992-2003
Körperschaften des öffentlichen Rechts. Mitglied waren alle Grundstücksbesitzer in den Verfahrensgebieten. Zweck war die Arrondierung des Grundbesitzes und Vermeidung der Zersplitterung durch die Realteilung. (siehe auch in HJB-Sammlung 2017)

Aufbaugemeinschaft Briedel KöR
1972 gegründet. Die Mitglieder (Zwangsmitgliedschaft) sind identisch mit den Teilnehmergemeinschaften. Zweck der Gemeinschaft war der gemeinschaftliche Wiederaufbau der flurbereinigten Weinberge.

Schafzuchtverein „B.H.Briedel“
Auf Betreiben der Landwirtschaftsberatung 1917 gegründeter Verein, der die Schaf- und Ziegenherde der Gemeinde übernimmt. Ziel war die Sicherung der Volksernährung und Steigerung der Wollproduktion.

Volksbank Briedel eGmuH
1929 von honorigen Briedeler Bürgern gegründet. Sie ging 1938 in dem älteren Raiffeisenverein auf.

Volksbildungswerk     
1968 als Teilbereich des Verkehrsvereins gegründet.

Winzerverein Briedel
Um 1900 von einigen kleineren Winzern gegründet, um ihren Wein gemeinsam ausbauen und besser vermarkten zu können. Nach der Überlieferung probierten Vorstand und Aufsichtsrat jeden Sonntag nach dem Hochamt, ob der Wein noch gut war. Als das letzte Fass leer war, wurde er um 1960 aufgelöst.

Ziegenzuchtverein Briedel
1907 auf Anregung der Winterschule gegründet. Bei der Gründungsversammlung traten sofort 93 Mitglieder bei. Die Regierung gewährte Zuschüsse zur Anschaffung von Ziegen und einem Ziegenbock. Ziele waren u.a. die Beschaffung von Jungtieren und die Bockhaltung, die Bereithaltung von Weideflächen und eines Hirten sowie die Produktion von "geruchsloser nährstoffreicher Milch."

          

derzeit aktive Vereine und Gruppen:

Angelsportverein
1949 von 6 ambitionierten Sportanglern gegründet.
als Alternative zum Kreis-Fischereiverein gedacht.

Förderverein St. Martin e.V.
2003 gegründet, um Immobilien und Inventar der Kirchengemeinde St. Martin zu erhalten.

Feuerwehr - Pflichtfeuerwehr

Freiwillige Feuerwehr - Förderverein e.V.
1921 aus der seit 1871 bestehenden Pflichtfeuerwehr hervorgegangen.
1934 zwangsweise in die Amtsfeuerwehr Zell integriert.
1952 Neugründung
2009 wird das Vereinsleben in den neugegründeten  Förderverein ausgegliedert, um    rechtliche und   steuerliche Probleme mit der amtlichen Feuerwehr zu ver meiden.
2016 Gründung einer Jugendfeuerwehr
https://de-de.facebook.com/pages/category/Cause/F%C3%B6rderverein-der-Freiwilligen-Feuerwehr-Briedel-eV-1473515526198630/

Knebbelmusigg - Spielmannszug
1930 als Spielmannszug Briedel-Zell gegründet.
1950/1952 als Abteilung der Frw. Feuerwehr wiedererrichtet
1964 eingestellt.

FWG Freie Wählergemeinschaft e.V.
2005 gegründet. Ziel ist die Förderung Briedels durch    Einflussnahme in die Gemeindepolitik.

Gemischter Chor Eintracht e.V.
1894 als Männergesangverein Eintracht gegründet und seit 1971 als Gemischter Chor "Eintracht" aus dem kulturellen Dorfleben nicht mehr wegzudenken. Tritt auch als Kirchenchor auf.

Geschichts- und Kulturverein e.V.
2007 aus dem Helferkreis des wiederbelebten Briedeler "Schöffenmahls" hervorgegangen. Hauptzweck ist es, die geschichtlichen und kulturellen Initiativen zu unterstützen und mit der Durchführung des Schöffenmals Mittel dazu zu erwirtschaften.

Heimat- und Verkehrsverein e.V.
1921 als Verschönerungsverein aus einer Ortsgruppe des Hunsrückvereins heraus gegründet. Bau von Wanderwegen, Schutzhütten und dem Strandbad sowie die allgemeine Touristenwerbung ist sein Ziel.

Jugendclub Briedel e.V.
gegründet 1985
2007 nach wirtschaftlichen Problemen untergegangen.
2015 nach einer Ruhephase wieder als Briedeler Jugendclub e.V.  aktiviert.
Als einer der Vorläufer kann sicherlich auch der Sternclub bezeichnet werden, der von 1970-1979 im Keller der alten Zigarrenfabrik sein Domizil hatte.
https://de-de.facebook.com/briedeler.jugendclub/

Karnevalsgesellschaft Briedel e.V.
1951 zur Zusammenfassung langjähriger und vielfältiger karnevalistischer Aktivitäten des Dorfes gegründet.
Der Ehrenrat Briedel ist ein Anhängsel und besteht aus den ehemaligen Elferratsmitgliedern.
http://www.karnevalsgesellschaft-briedel.de/

Kulturverein Briedeler Heck e.V.
1986 gegründet. Ziel ist die Erhaltung der Erinnerungen an die Gründerzeit der Siedlung und Unterhaltung der gemeinsamen Anlagen.

50 Jahre Siedlung Briedeler Heck, Festschrift 1986

LBG - Landwirtschaftliche Betriebsgenossenschaft eG
1953 zur gemeinsamen Rodung und Bewirtschaftung der Äcker auf der Briedeler Heck gegründet.  Ab 2002   nur noch geschlossene Verpachtung der Mitgliederländereien.

Musikkapelle Briedel  e.V.
1966 Gründung als Fanfarenzug Briedel
Wiederaufnahme der musikalischen Arbeit der eingestellten "Knebbelmusigg"

Raiffeisenverein Briedel eGmbH
1895 auf Betreiben des Pfarrers gegründet. Er übernahm bereits zu Beginn seiner Tätigkeit den Bereich Darlehnsgewährung von der Pfarrei bzw. deren Armenstiftung. Nach mehreren Fusionen heute die Raiffeisenbank Zeller Land eG mit dem Geschäftsgebiet über die Verbandsgemeinde Zell hinaus.
http://www.rb-zellerland.de

Rockfreunde Briedel e.V.
1986 von einigen jungen Musikenthusiasten gegründet.
2017 Neuaufstellung und Generationenwechsel.
Ziel ist die Durchführung von Rockkonzerten in Briedel und Verbesserung der musikalischen Angebote.
https://de-de.facebook.com/pages/category/Personal-Blog/Rockfreunde-Briedel-eV-525622961141736/

Tanzgruppe Briedeler Herzchen
1980 als Jugend-Winzertanzgruppe gegründet.
http://www.tanzgruppe-briedeler-herzchen.de
              
TuS -Turn- und Sportverein  e.V.
 1921 als Turn- und Spielverein gegründet.
Er war neben den vielfältigen sportlichen Gruppen wie Handball, Fußball, Tischtennis, Turnen etc. auch viele Jahre als Veranstalter von Theaterabenden aktiv.
Von 1968-1974 bestand auch der Club derer von der Flasche. Es war der Fanclub der Fußballmannschaft.
http://www.tus-briedel.de

VdK 
als Ortsgruppe des bundesweiten Sozialverbandes auch im Vereinsleben des Ortes tätig.

Winzerverband
1890 als Ortsgruppe des Trierischen Bauernvereins gegründet.
seit 1948 Ortsgruppe des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau

Über diese organisierten Vereine hinaus gab und  gibt es noch viele kleine Gruppierungen wie Nachbarschafts- oder Freundschaftskreise,  wie z.B. den Mandolinenclub und weitere Musikgruppen etc. die sich mit den unterschiedlichsten Themen  befassen und die mit ihren Tätigkeiten für die Dorfgemeinschaft nicht mehr wegzudenken sind.

Mehrere überregional tätige Verbände sind mit kleinen, aber aktiven Ortsgruppen vertreten.

In der Zeit des Nationalsozialismus waren bekanntlich viele Vereine gleichgeschaltet bzw. zwangsaufgelöst worden. An deren Stelle traten die verschiedensten NS-Gruppierungen wie Hitlerjugend (HJ), Bund deutscher Mädel (BDM), Jungvolk, Jungmädelbund und NS-Frauenschaft. Nach einem Gemeinderatsbeschluss wurden alle Jugendlichen von 10 bis 18 Jahren seitens der Gemeinde als Mitglied zur Hitlerjugend angemeldet bzw. mussten den anderen Jugendorganisationen beitreten.

Die HJ baute im oberen Tal des Brerdelbaches einen Schießstand, um die Jugend an dem Umgang mit der Waffe zu üben. Bemühungen, im Rahmen eines Schützenvereins auch ältere Einwohner einzubinden, schlugen fehl.

 

Drucken