Verkehrserschließung und Straßenbau in Briedel

 

In der Frühzeit gab es noch kein festes Netz der Verbindungspfade. Die Trampelpfade verliefen unregelmäßig und richteten sich am Bewuchs und Hindernissen aus.

Die Mosel war Schifffahrtsweg und Hauptverbindung und somit einzige durchgängige Transportverbindung zwischen den Moselorten. Eine Mosel-Ufer-Straße gab es noch nicht. Mit flachen Kähnen konnte die Mosel bei Normalwasser befahren werden. Bei Niedrigwasser und bei Hochwasser musste der Transport eingestellt werden. Seit frühen Zeiten haben die Römer, die Franken, die Franzosen, die Preußen und zuletzt die Bundesrepublik am Ausbau der Schifffahrtsstraße geplant oder gearbeitet. Seit 1964 nun ist die Mosel zur Großschifffahrtsstraße ausgebaut und ein rege genutzter Transportweg für Massengüter, aber auch der örtliche Ausflugsverkehr und viele Kreuzfahrtschiffe nutzen die Möglichkeiten.
Siehe auch: Die Moselschifffahrt

Aus militärischen Gründen hatten die Römer jedoch schon eine Verbindungsspange zwischen ihren beiden Fernstraßen Trier - Belginum - Simmern - Mainz (Ausoniusstraße) sowie Trier - Lutzerath - Andernach gebaut. Diese Straße von Lutzerath kommend überquerte bei Reil die Mosel in einer Fuhrt um dann über die Briedeler Heck nach Kirchberg zu laufen. Sie folgte damit in weiten Strecken einer alten keltischen Verbindung. Dies ist an den vielen keltischen Hügelgräbern entlang der Strecke gut zu erkennen. Aber auch die Römer nutzten die Grabfelder zur Bestattung ihrer Toten, wie wir aus den Grabbeigaben ersehen.

Die vermutlich älteste Wegeverbindung war die Sündstraße, die den Ort mit den Wäldern und Weiden auf der Briedeler Heck verband. Ein Beleg für die hohe Frequentierung dieses wichtigen Verbindungsweges ist der schon im 17. Jhd. erbaute Kreuzweg.
Siehe auch: Der Kreuzweg

Ein weiterer rege genutzter Pfad war der „Dollpfad". Es handelt sich hier um einen Pfad, teils tief eingeschnittenen Pfad von der Wirigspforte (Ausgang Bergstraße) durch die Weinberge zu den Waldweiden auf dem Reiler Wald und weiter hinab über die alte Römerstraße nach Reil und Burg. Dieser Hohlweg war durch seine Beschaffenheit auch als schlittentauglicher Transportweg geeignet.

Später wurde der Weg nach Reil und dem Wallfahrtsort Reilkirch ab dem Brerdelbach über die Braach genutzt. Siehe auch den alten Standort des Reiler Kreuzes.
Siehe auch: Das Reiler Kreuz

Während die Verbindung nach Pünderich etwa in der jetzigen Streckenführung gut gangbar war, gab es nach Zell noch lange keinerlei Verbindung. Die hohen Felsen der Briedeler Schweiz, die bis dicht an die Mosel reichten, verhinderten einen ordentlichen Wegebau. Lediglich bei Normal- und Niedrigwasser konnten die Menschen auf den schmalen Treidelpfad laufen. Die Abgaben, Zehnten etc. mussten mit dem Schiff nach Zell zur Kellnerei des Kurfürsten gebracht werden. Die Naturalabgaben aus den Wingerten der anderen Moselseite waren in das „Grafen-Kelter-Haus" zu bringen, von wo gleichfalls über eine eigens dafür gebaute Laderampe die vollen Weinfässer abtransportiert wurden.

Der spätere Einsatz von Kuhfuhrwerken erforderte einen Fahrweg auf die Höhen, um z.B. das Erntegut leichter ins Dorf zu schaffen. Dazu wurde im 18. Jahrhundert die Kehr, heute Römerstraße gebaut.

Heute stellt die Bergstraße als Kreisstraße 52 die Hauptverbindung von Briedel zur Siedlung Briedeler Heck und den Äckern dar. Diese Straße wurde von der Gemeinde Briedel in den Jahren 1894 - 1897 für 200.000 Thaler gebaut. Für die Baukosten wurde auf Oberholz der Hochwald geschlagen, womit gleichzeitig ortsnahe Ackerflächen gerodet wurden. Während der untere Abschnitt (Ortsausgang Höhe Kirchweg bis ca. Waldschenke) an einen Unternehmer vergeben wurde, erfolgte der weitere Ausbau überwiegend in Fronarbeit aller Briedeler Einwohner. Möglich wurde die Straßenführung erst dadurch, weil am Beginn des Weges (heute Raiffeisenbank und Musikalischer Wirt) im Jahre 1894 mehrere große Häuser abbrannten. Damit konnte der bis dahin schmale Durchgang auf eine für Fuhrwerke erforderliche Breite ausgebaut werden.

Wie schon angeführt, gab es zwischen Briedel und Zell bis in die zweite Hälfte des 19. Jhdt. keine normale Straße. Bei dringen Fällen während des Hochwassers und Eisgangs musste man über die Sündstaße und durch Beiend nach Zell kraxeln.

Und dort am "Pochwerk", der Zuwegung zum Hunsrück, musste man nochmals hoch in die Weinberge, denn auch von dort aus bis in den Kernort Zell ragten die Felsen bis direkt an die Mosel und in Corray gab es gleichfalls nur einen schmalen Leinpfad.

Trotz dieser schlechten Verbindungen wurden die Winzerorte der Mosel desöfteren, besonders im 30-jährigen Krieg von regulären Truppen wie von marodierenden Banden heimgesucht.

Schon seit napoleonischer Zeit bemühte sich die Gemeinde Briedel, die Verbindung nach Zell, dem Sitz der Mairie, später dann Amtsverwaltung, mit einer „Kunststraße" auszubauen. In der Chronik von 1842 lesen wir: „die Gemeinde erhält eine bedeutende Summe Geld aus einen früheren Kredit zurück. Ein Antrag auf Wiedererrichtung der 1802 von Napoleon aufgelösten Frühmesserstiftung findet keine Mehrheit. Das Geld wird in den Straßenbau nach Zell gesteckt".

Endlich erkennt auch die Regierung den Bedarf an einem besseren Straßennetz und ab 1866 wurde durch die preußische Regierung der Bau einer Hauptstraße, der "Provinzialstraße" entlang der Mosel zur Erschließung der Moselorte in Angriff genommen. Am 18. Oktober 1868 fuhren erstmalig die Honoratioren mit Pferdekutschen auf der neuen Strecke von Zell nach Trarbach.

Diese Fernstraße ging über die bestehende "Ortsstraße" sozusagen mitten durch den Ort.
Im Kernbereich, d.h. zwischen den urspünglichen Stadtmauern vom Wallgraben bis zur Himmeroderstraße war die Bebauung links und rechts so eng, dass eine vernünftige Verkehrsader schon damals nicht durchgängig möglich war. Das große Gebäude der "Frühmesserei", heute Haus Schneiders Nr. 78, wurde zur Straßenverbreiterung zurückgebaut, d.h. es wurde innen eine neue Frontwand aufgezogen und bis zu einem Drittel des Gebäudes zur Straßenseite abgerissen. Noch heute lässt sich dieses an der Dachform recht gut erkennen. Die Häuser von der Eltzerhofstraße bis zur Himmeroderstraße waren 1802 einem Brand zum Opfer gefallen und beim Wiederaufbau waren diese schon zurückgesetzt und die Straße verbreitert worden. Das Haus Hauptstraße 94, damals um 1800 mit Abstand zur Straße erbaut, stand nun jedoch vor und wurde erst 1961 auf die neue Straßenfront zurückgebaut.

Wie wir aus den Kartenwerken des Franzosen Tranchot und des Preußen Müffling erkennen, erfolgte die Bebauung im Unter- und Oberdorf überwiegend erst gegen Ende des 19./Anfang des 20. Jhdt.

Der Straßenbau ging, so wie es auch heute sicherlich wäre, nicht ohne teilweise großen Protest und Widerstand der betroffenen Anlieger vonstatten.
In den Gemeinderatsprotokollen gibt es dazu vieles zu lesen.
Die Gemeinden waren für die Landbereitstellung und Teile der Baukosten verantwortlich. Frondienste der Einwohner halfen mit, den Bargeldbedarf in einem erträglichen Rahmen zu halten.

Auch bedurfte es einer großen Umstellung der Bürger und es mussten liebgewordene Gewohnheiten aufgegeben werden.

Dazu:
Bericht aus dem Trarbacher Lokalanzeiger vom 30. Sept. 1868

Zell - Trarbacher Straße

Den Kreiseingesessenen mache ich hierdurch bekannt, dass die Prämienstraße von Zell nach Tarbach soweit fertiggestellt ist, dass trotz einiger noch nothmendigen Nacharbeiten der öffentliche Verkehr auf der ganzen Strecke ungehindert stattfinden kann.
Für diejenigen Gemeinden, welche von der Straße selbst berührt werden, bemerke ich besonders und nachdrücklich, dass die polizeiliche Ordnung auf der Straße von nun an strenge gehandhabt werden wird und dass namentlich die gegenwärtig noch vielfach auf derselben aufgestellten Karren, Leitern etc. unverzüglich bei Vermeidung einer polizeilichen Executivstraße von 2 Thlr. beseitigt werden müssen.

Zell, den 30. September 1868
Der Königl. Landrat, Knebel

Oder auch:
Bekanntmachung

In das Verzeichnis derjenigen Straßen, auf denen der Gebrauch von Radfelgen unter vier Zoll oder 10,5 centimeter Breite auf Grund § 1 der Verordnung vom 17. März 1839 für alles gewerbsmäßig betriebene Frachtfuhrwerk verboten ist, sind nachstehende Straßen des Regierungsbezirks Coblenz aufgenommen worden.
... Von Enkirch über Starkenburg bis zur Trarbacher - Irmenacher straße
... Von Trarbach an der Mosel entlang nach Zell

Berlin, den 22. Oktober 1874
Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Recht bald nach Fertigstellung der Kanonenbahn, einem vorrangig aus militärischen Gesichtspunkten heraus initiierten Ausbau der Eisenbahnstrecke Berlin - Metz entlang der Mosel wurde auch von den ab Bullay nicht mehr tangierten Moselorten der Wusch nach einem Eisenbahnanschluss immer lauter. Nach langen und kontroversen Diskussionen über Streckenverlauf, Streckenart, hier besonders ob Normalspur oder Schmalspur, und Finanzierung begann der Bau der Privatbahn bald nach der Jahrhundertwende. 1905 war dann die Moselbahn von Bullay nach Trier fertig gebaut. Da nicht ausreichend einheimische Arbeitskräfte rekrutierbar waren, wurden große Gruppen von Italienern eingesetzt. Im Zuge des Baues der notwendigen Bahntrasse wurde die Provinzialstaße dann zwischen Briedel und Zell nochmals weiter bergseitig in die Felsen gesprengt.

Entlang des Ortes verlief die Strecke auf einem Bahndamm am Moselufer, durchbrochen von fünf Durchfahrten / Gewölbetunneln. Der Versuch, von der Ortsmitte bis zum neuen, damals außerhalb liegenden Bahnhofes, eine parallele Straße zu bauen, scheiterte am Widerspruch der Grundstückseigentümer. Sie hätten für den Bahnbau schon genug Gartenland abgeben müssen (Enteignet worden). So dauerte es noch über 40 Jahre, bis der Bahnhof an die Moselstraße ausreichend angebunden war. Die Moselbahn stellte 1961 den Personenverkehr und bald darauf auch den Warenverkehr ein und die Schienen wurden abgebaut.

Dem stark zugenommenen Verkehr, insbesondere den Begegnungen von LKW und Bussen, war die enge Ortsdurchfahrt bald nicht mehr gewachsen. Nach Stilllegung der Moselbahn erfolgte dann 1971 der Bau der Ortsumgehungsstraße auf der alten Bahntrasse. Damit wurde die B 53 aus dem Ort heraus verlagert und der Innerortsbereich für Fußgänger wieder "begehbar".

Die Innerortsstraßen wurden früh mit Poweiwacken (Flußkieselsteinen) befestigt, Heute sind sie mit Basalt- und Betonpflaster ausgebaut..

Erst im Zuge der Flurbereinigung ab 1974 wurden die Moselstraße bis zum Sportplatz weitergeführt. Auch der Bau des Ortsrandweges entlang des Eulenturms bis zum Brerdelbach und die Erschließung des Friedhofes war nur im Zuge dieser Zusammenlegung gegen den Widerstand einiger Grundstücksbesitzer umsetzbar.

Die einzelnen Weinberge und Felder waren früher teilweise nur durch schmale Fußpfade erschlossen. Bearbeitung und Ernte wurden daher streng nach Zonen (Banne) geregelt, um eine gegenseitige Behinderung zu vermeiden. Da aber keiner Land zum Wegebau für hintenliegende Besitzer hergeben wollte, verzögerte sich ein Wegebau immer wieder.

Um Arbeitsmöglichkeiten für die aus dem 1. Weltkrieg zurückkehrenden Männer und während der Weltwirtschaftskrise zu schaffen, wurden nun endlich verschiedene Weinbergswege gebaut und mit Anschaffung einer Wagenfähre konnten auch die Weinberge der anderen Moselseite mit den Kuhfuhrwerken bewirtschaftet werden. Das benötigte Land für die Wegeführungen wurde von den anliegenden Eigentümern bereitgestellt. Die laufende Instandhaltung erfolgte dann wieder in Fronarbeit.

In den Flurbereinigungsverfahren wurde dann das Wegenetz an die modernen Anforderungen der mechanisierten Wingertsarbeit angepasst und auch die Eigentumsverhältnisse geregelt.

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