Straßen und Plätze in Briedel

 

In früher Zeit war es in den kleinen Dörfern noch nicht üblich, feste Namen für die einzelnen Straßen - damals meist nur schmale Gassen - zu vergeben. Die Einheimischen kannten die Wohnhäuser der Familien und so wurden viele Wege einfach nach den Familien- oder Vornamen benannt. In anderen Fällen wurden die Lage (Flurbezeichnung) oder auch andere markante Merkmale zur Benennung herangezogen. In Verträgen und Urkunden wurden bei der Lagebezeichnung eines Hauses zur Klarstellung jeweils die Nachbarn aufgeführt. Das heute übliche Kataster mit Flur- und Parzellennummern wurde in den preußischen Rheinlanden im Jahre 1832 eingeführt. In der Häuserliste von 1788 werden 142 Gebäude aufgeführt. Eine rege Bautätigkeit um die Jahrhundertwende ließ die Zahl der Wohnhäuser anschwellen und die Ausdehnung der bebauten Ortslage erforderte ein besseres Erkennungsmerkmal. So wurden 1905 alle Häuser einfach von 1 - 362 durchnummeriert. Straßennamensschilder wurden noch keine angebracht. Es wurden aber weitere Straßenlampen aufgestellt. Um die vielen a,b.c,d,-Nummern, mit denen die Fremden nicht zurechtkamen, abzuschaffen, wurde 1951 eine komplette Neunummerierung, wiederum von 1 - 418 vorgenommen. 1961 wurden die Ortsstraßen teilweise umbenannt und die neue Nummerierung war für jede Straße getrennt jeweils ab Nr. 1.

Die Briedeler Straßen waren recht früh mit Poweiwacken (Feldsteinpflaster), später mit Basaltpflaster befestigt. In den Jahren 1984 bis 1988 wurde im Rahmen des Dorferneuerungsprojektes alle Ortsstraßen in Verbindung mit der Erneuerung der Kanalisation und der Versorgungsleitungen neu ausgebaut. Dabei kam überwiegend Betonsteinpflaster, aufgelockert durch Natursteinpflaster, zur Ausführung.

Die heutige Hauptstraße war schon immer die verkehrsreichste Straße und durchzog den alten ummauerten Ortskern vom Süd- bis zum Nordtor. Die Straße war, wie alle mittelalterlichen Straßen, recht schmal. Die Häuser standen nicht nur nahe nebeneinander, sonder auch eng gegenüber. Der geringe Verkehr und die erst spät aufkommenden Kuh-Fuhrwerke kamen damit parat. Erst als ab 1866 vom preußischen Staat der Ausbau einer durchgehenden Fahrzeugstraße entlang der ganzen Mosel in Gang gesetzt wurde, entwickelte sich die Hauptstraße zu einer überörtlichen Verbindungsstraße mit vermehrten Verkehr. Dieses bedingte einen innerörtlichen Ausbau und eine Verbreiterung dieser Durchgangsstraße im Ortskern. Der Bau der überörtlichen Provinzialstraße ermöglichte die Ausdehnung des Ortes über die alten Stadtmauergrenzen hinaus.

Die Protokollbücher des Gemeinderates verraten uns, dass der notwendige Grunderwerb zum Straßenbau und der Straßenverbreiterung durch die Gemeinde teils auf heftigen Widerstand der Besitzer stieß. Im Laufe der Zeit hatte die Straße verschiedene Bezeichnungen. Der Abschnitt ab Wallgraben Richtung Zell wurde als Neue Straße oder Neuer Weg bezeichnet. Daran an schloss sich bis zur Hintergasse Auf der Rech, gefolgt von Dorfstraße bis zum Bachübergang. Dann ein kurzes Stück Hauptstraße und ab dem nördlichen Stadttor dann allgemein nur Oberdorf. Die Bezeichnung als Provinzialstraße in Anlehnung an den Projektnamen des Bauvorhabens, kommt in den alten Aufzeichnungen nur selten vor. Er konnte sich anscheinend als Bezeichnung des vollen Straßenverlaufs nicht durchsetzen. Demgegenüber wurde vermehrt der Name Hauptstraße von den Anliegern und öffentlichen Stellen genutzt, der heute die exakte Bezeichnung des Straßenverlaufs durch den ganzen Ort darstellt. Der Antrag, sie 1933 in Hitler- oder Hindenburgstraße umzubenennen, fand keine Mehrheit im Gemeinderat.

Dem stark zunehmenden Durchgangsverkehr war die Straße nicht mehr gewachsen. Erst der Bau der Umgehungsstraße auf der Trasse der ehemaligen Moselbahn 1972 führte zu einer Entlastung.

Inmitten des Ortes liegt der Brunnenplatz. Er entstand teilweise durch den Abbruch des Rathauses im Jahre 1863 und der Alten Post im Jahre 1949.
Namengebend war der öffentliche Brunnen (Boar), wo sich die Bürger vor dem Bau der Wasserleitungen mit Frischwasser versorgten. Heute steht hier ein schön gestalteter Brunnen, der Abbildung aus der Briedeler Geschichte zeigt und Ruhebänke laden zum Verweilen ein.

Die Moselstraße in der jetzigen Form gibt es erst seit 1978.
Die frühe Bezeichnung war Gestade (Stòdt), denn sie bildete das Moselufer unterhalb der Stadtmauer und verlief dementsprechend von der Himmoderstraße bis zum Wallgraben. Dieser Straßenabschnitt wurde 1927 einheitlich gepflastert.
Ab 1905 wurden bauten vereinzelt einige Familie ein Wohnhaus in der Verlängerung zum gerade erbauten Moselbahnhof. Der Zugang zu den Häusern bestand anfangs nur aus einem unbefestigten schmalen Pfad. Viele Jahre hinweg bemühte sich die Gemeinde, den Weg auszubauen, insbesondere um eine bessere Anbindung an den Bahnhof zu erhalten. Ab 1934 wurde dann bedarfsweise ein schmaler Fahrweg gepflastert. Als Straßenbezeichnung wurde Am Bahnhof genutzt. Erst im Zuge des Baus der Umgehungsstraße konnte die Gemeinde im Flurbereinigungsverfahren viele Gartenparzellen erwerben und die Moselstraße in ihrer heutigen Form ausbauen. Auch am anderen Ende, an der Himmeroderstraße, war bis 1978 Schluss. Erst die Flurbereinigung ermöglichte, die vielen privaten Eigeninteressen zu überstimmen und die Straße bis zum Sportplatz auszubauen.

Der Festplatz ist der verbreiterte Abschnitt der Moselstraße vor der alten Schule. Außerhalb der Feste wird er als öffentlicher Parkplatz genutzt.

Der Schneiders-Gang war bis 1980 eine private Zuwegung zum Hotel Schneiders (Briedeler Herzchen). Bei der Übernahme durch die Gemeinde und der Widmung zur öffentlichen Straße wurde ihr die schon geläufige Bezeichnung im Gedenken an die Erbauerfamilie gegeben. Das Gerücht, es handele sich dabei um eine Ehrung für den damaligen Bürgermeister stimmt natürlich nicht.

Im Wallgraben, früher genannt Gierese Gròve (Göres-Graben) führt über den alten Wallgraben vor der Stadtmauer. Des Weiteren stand das hier liegende Sägewerk Göres als Namensgeber Pate.

Im Kordel = Kurbel, Kurbel. So wurden seit altersher kleine Wege genannt, die am Rande der Orte zu den Wehrmauern führten. Die Straße ist nicht durchgehend befahrbar sondern nur über eine hohe Treppe mit der Hauptstraße verbunden. Als Hochwasserfluchtweg befand sich dabei noch eine Viehtreppe, die aber, wie die anderen schmalen Pfade zwischen einzelnen Häuserblocks, heute nicht mehr vorhanden ist.

Die Springiersbacherstraße, früher Hintergass, Hirschstraße oder auch Schwergass, wurde 1961 umbenannt. Viele Bürger waren mit ihren alten Straßennamen nicht zufrieden und so suchte man nach einem Konzept, in dem auch die Geschichte des Ortes stärker dargestellt werden konnte. So wurden die alten klösterlichen und adeligen Grundbesitzer als Namensgeber herangezogen. Diese, nach dem Kloster Springiersbach benannte Straße wird noch heute im innerörtlichen Gebrauch als Hunnergaas bezeichnet. 1767 vernichtete ein Brand die anliegenden Häuser im unteren Teil und nach einem weiteren Großbrand 1952, der eine ganze Straßenfront im oberen Bereich vernichtete, wurde sie in der heutigen Breite ausgebaut.

Eine Nebengässchen, Im Ollen genannt, zweigt von ihr ab. Bis 1978 war es ein gemeinschaftlicher privater Zugang zu den anliegenden Häusern. Eine eigene offizielle Bezeichnung besteht bis heute nicht.

Alte Rathausstraße. Namensgeber ist das alte Rathaus von 1615, Sie ist eine der beiden Gässchen, die quer, d.h. parallel zur Hauptstraße und Mosel, verlaufen.

Die Zehntstraße, einstmals Foargaß, Fahrgasse ist heute eine der schmalsten Ortsstraßen. Früher hingegen war es der Hauptverbindungsweg von der Hauptstraße - vorbei am Rathaus - bis zum Moselufer. Sie stieß dabei auf den breitesten Durchgangsbogen des Moselbahndammes und traf direkt auf die alte Fährrampe. Der heutige Name lehnt sich an die hier liegende alte Zehntscheune an.

Die Balduinstraße ist benannt zur Erinnerung an den Kurfürsten und Erzbischof Balduin von Trier. An der Einmündung in die Moselstraße wurde ein schöner Platz geschaffen und gleichfalls nach ihm Balduinplatz genannt. In alten Unterlagen lesen wir die Bezeichnung Fischergass für diesen Weg.

Auf dem Bach ist eine kurze Verbindungsspange. Namensgeber ist der Briedeler Bach, den sie überquert.

Die Graf Salm-Straße wurde nach den Grafen von Salm, einem großen Grundbesitzer in Briedel, benannt. Die alte Bezeichnung Neugasse kommt wahrscheinlich daher, dass dieser ursprünglich schmale Weg innerhalb des ummauerten Ortsteiles erst 1831 in Zusammenhang mit dem Bau der Schule bis zum Moselufer gebaut wurde. Zu einer befahrbaren Straße verbreitert konnte sie erst 1896 nach einem Brand von 5 Häusern werden.

Die Eltzerhofstraße ist heute nach den Grafen von Eltz, deren Kelterhaus und Keller hier noch heute teilweise erhalten sind, benannt. Die alte Bezeichnung Backesgass geht auf das sich gleichfalls hier befindliche gemeindliche Backhaus (Backes) zurück.

Die Himmeroderstraße ist nach dem anliegenden Himmeroder Hof, dem Sitz der Pfarrherren und Zehntinhabern benannt. Vorher war es die Theisenstraße, dann die Kohnegass, bezogen auf die Familien Theisen bzw. Kuhn, die hier u.a. wohnten.

Die Gartenstraße, früher Wahrweg wurde erst in den 1960-ern als Wohnstraße ausgebaut. Der Name rührt von den Gärten her, die sie erschlossen hat. An der Einmündung zur Hauptstraße konnte die Gemeinde ein Haus erwerben und zur Verbreiterung der Einfahrt abreißen. Trotzdem sind die ersten 10 m noch ziemlich beengt.

Die Bergstraße war ursprünglich ein schmaler Weg entlang des Baches bis zu den Mühlen. Daher auch die alte Bezeichnung als Mühlenstraße. Sie wurde erst ab 1894 als breiter Fahrweg zum Bummkopf und den Äckern auf der Briedeler Heck gebaut. Möglich wurde dieser Bau, nachdem 5 große Häuser an der Einmündung zur Hauptstraße im Jahre 1892 abbrannten. Nun konnte der schmale Weg, der zudem noch - ähnlich in der Römerstraße - einen etwa zwei Meter hohen Rücken hatte, in der heutigen Form ausgebaut werden. Im oberen Teil, außerhalb der ursprünglichen Stadtmauer, wurde der Weg neben den vorhandenen Mühlen bergseitig mittels einer hohen Mauer und als Überbauung des Baches angelegt. Lange war auch der Begriff Bach-Chaussee üblich. Dieser Name kam beeinflusst von der vorherigen Franzosenzeit zustande, da diese neue Straße am Briedeler Bach entlang führte. Der Vorschlag, die Straße Raiffeisenstraße zu benennen, fand 1961 keine Mehrheit.

Die Römerstraße, bis dato als Kehr benannt, ist der älteste mit Fuhrwerken nutzbare Weg auf die Höhen. Der mittelalterliche Begriff Kehr bezeichnet einen steilen befestigten Weg. Die heutige Benennung als Römerstraße bezieht sich auf die Römer, die in Briedel schon sehr früh ihre Spuren hinterlassen haben und zeigt an, dass man über diesen Fahrweg zu der alten Römerstraße auf der Briedeler Heck gelangt. Die Aussage, der Name sei eine Hommage ihres Geburtsortes an Katharina Römer, die Mutter des Kardinals Nikolaus von Kues trifft nicht zu. Die Straße war sehr eng bebaut. Nach einem Brand in 1885, der 5 Häuser (zwischen Nr. 7 und 9) vernichtete verweigerte die Gemeinde den dortigen Wiederaufbau, da man Setzungsschäden an den Kirchenfundamenten befürchtete. Auch konnte damit die Straße auf ein Normalmaß verbreitert werden.

Nahe der Einmündung zur Hauptstraße wird die Römerstraße und die Bergstraße mit einem kurzen Spange verbunden. An der Zusammenkunft ist die Brück, der alte Festplatz. Hier war der Treffpunkt der Briedeler bis in die 1960-er Jahre. Hier fand sonntäglich die "Gemeinde" statt. Faktisch ein Pflichttreffen aller Männer des Ortes. Hier wurde die öffentlichen Bekanntmachungen, Anordnungen etc. verlesen, bis das Verbandsgemeindemitteilungsblatt dieses in schriftlicher Form übernahm. Auch andere öffentliche Zusammenkünfte, wie z.B. Versteigerungen, wurden hier unter freiem Himmel abgehalten. Dies war auch viele Jahre der Platz fürs Weinfest.

Der Kirchweg und der Mühlenweg sind eine Verbindung von der Bergstraße, querend die Römerstraße, zur Kirche. Heute sind diese beiden Straßenabschnitte nicht mehr offiziell benannt. Die wenigen Häuser des Kirchweges sind der Römerstraße zugeordnet, die des Mühlenweges der Bergstraße.

Die Sündstraße, (Send, Sond genannt) ist ein steiler schmaler Karrenweg und die kürzeste Verbindung vom Ort hinauf zum Bummkopf. Übrigens: Der Name Sündweg und Sündkapelle kommt nicht von Sünde, obwohl man das anhand der Geschichte vermuten könnte. Der Name entstammt dem lateinischen "simeta" und wandelte sich über das mittelhochdeutsche Wort Sinten und bedeutet Pfad, Fußweg. Im Ortsdialekt wird der Weg auch heute noch Sond genannt. Auch die Flurnamen "Send" und "auf der Send" für die auf der Höhe angrenzenden Acker- und Wiesenflächen ist schon in frühen Urkunden bis heute belegt.
In alten Karten ist der untere bebaute Abschnitt auch als Auf der Rech bezeichnet.

Die Flurbereinigung arrondierte auch die Ortslage und die Gärten und schuf damit erst die Möglichkeit, das Baugebiet Briedels in mehreren Abschnitten nennenswert auszuweiten. Neben dem schon genannten Ausbau der Moselstraße konnte auch die Straße Im Garten als Verbindungsspange zwischen Mosel- und Gartenstraße gebaut werden.

Als weiteres erschloss die neue Straße Im Weingarten das Neubaugebiet und ermöglichte den Anschluss der Garten- und der Moselstraße zum nördlichen Ortsausgang. Die Namensgebung erfolgte als Hinweis an die vielen Weinbaubetriebe, die sich hier in den Weinbergsarealen neu ansiedelten.

Im dritten Erschließungsabschnitt wurde der St. Martin Weg als Erinnerung an St. Martin, den Schutzpatron unserer Kirche, erbaut.

Der Burgunderweg, benannt nach der dort angepflanzten Burgunderrebe, verbindet diesen über das kleine Kreiselchen mit der Hauptstraße, die hier schon als Kreisstraße 52 firmiert.

Der Bracherweg ist eine uralte Zufahrt zu den Feldern und Weinbergen und bietet darüber hinaus eine Fußgängerverbindung zum St-Martin-Weg, die auch im Bedarfsfalle für Fahrzeuge geöffnet werden kann.

Der Brerdelbach wurde zwischen Haupt- und Gartenstraße komplett verrohrt. Dies ergab die Chance, für Fußgänger eine Verbindungstreppe zwischen den Straßen zu errichten. Da es keine anliegende Bebauung gibt, wurde auf eine Namensgebung verzichtet.

Im Flurbereinigungsverfahren in den 1970-ern baute man viele Wege in Weinbergen und Fluren, die keine Namensnennung erhielten. Aufzeigen will ich hier jedoch den Ortsrandweg, der die Hinterseite der Häuser des Oberdorfes von der Bergstraße über den Eulenturm zum Brerdelbach erschloss. Auf Wunsch der Anlieger wurde dieser Weg seinerzeit nur als Wirtschaftsweg ausgebaut wodurch eine Wohnbebauung nicht möglich ist und kein Name gebraucht wird, da nur wenige Wirtschaftsgebäude errichtet wurden.

Ferner wurde dabei, hauptsächlich als Erschließungsweg des Friedhofs, der Weg Hinter Kirch gebaut. Erst damit wurde der obere Friedhof mit Fahrzeugen erreichbar. Bis dato hatten die Grundstücksverhältnisse und die Ausbaukosten dies verhindert.

Kleine Freiflächen an Straßenecken wurden als Nachbarschaftstreff gestaltet. Sie werden von den Anliegern liebevoll gepflegt. Genannt seien hier: Springiersbacherplatz, Springiersbachereck, Eltzer-Eck, Wahrwegereck, die Brück und der Martinsplatz mit Brunnen.

Die Hochwasserfluchtwege, schmale Pfade zwischen einzelnen Häusern, sind heute nicht mehr erkennbar.

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