Das Weisthum zu Bridell
aufgestellt am 17. Oktober 1468
(nach Sammlung Jacob Grimm, Weisthümer II)
In namen des hern amen. Durch diß uffenbare instrument sij kunt allen - das nach gottes geburte do man schreift tusent vierhundert und echt und sechszig jaere - des montags des maendes zu latine genant october des siebenzehenden tages zu eyner uren nachmittage oder umd die maisse in myne uffenbare notarien und gezugen nachgeschrieben gegenwertickeit darbij geheischen gebeden und geroiffen haint gewest zu Bridel Trierer bischtums zu gedinge jn namen und jn wegen des hochgeb. fursten und herrn Johans erbischoffs zu Trier und junchern Wirichs zu Steyne die ersamen und bescheiden lude juncher Ludwig Zant zu zijten amptman im dem Hamme und Godelman von Hoiffsteden amptman zu Obernsteyne - und hait der vurgenant Godelman gefraget von bevelhes wegen und in namen des vurgenant fursten und herrn und junchern Wirichs scholtheis und scheffen des Gerichts zu Briedel, so wer zu alsolchem gedinge mit rechte dae gegenwertig syn solle? daruff haint sie sich beraden, geantwort und mit rechte und orteil geweist, es sollen da syn die scheffen und alle jewonere des gerichts, und were sache das eyne widwe dae woent, die eynen sone hette, derselbe auch dae syn sulde. Uff die gesprochen wort hat egnt. Godelmann vurter die Scheffen mit yren eyden beladen, und sie gemaendt, das sie ußsagen und beraden sich und wijsen mit recht und urteil, so wo der herrn gerichte zu Briedel an und ußsagen von marcken zu marcken. daruff sie sich beraden mit recht und urteil gewest den bezirck des gerichts so wie hernach geschriieben folget. -
Auch hait der scheffen mee gesagt und mit orteil und recht gewijst und erkant den hochwurdigen fursten unseren gnedigen herrn von Trier entbynnen dem obgenanten bezircke des gerichts eynen obersten gerechtsherrn, und wijsent auch synen gnaden zu wasser und weide, gebot und verbot, ußzug und inzug, den herkommenden man und glocken geluyde, und wijsent mynen junchern vom Steyne eynen voigt und schirmer des gerichts, und ob ime darinne getragen wurde, sal ine unser gnedige herre von Trier darbij schirmen und wijsent jne auch eyn dinger des gerichts und was also erdingt wird, das sal juncher Wirich unserm gnedigen Herrn von Trier die zweiteil zu stellen, zuvor und ee er dritteil uffhebe und jnneme und ob auchin solchem synem dingen eynche sumeniß geschehe, das sal unserm gnedigen Herrn von Trier nit schaden und an den obengeschrieben sachen hait auch nymands anders keine gerichtigkeit mee bynnent dem bezircke vorgenant. Darnach hait der vurgenant Godelmann zentener und gantzen gemeynden gesagt, sie hoeren woil wijsthume der Scheffen und des Gerichts auch bezirckunge, und hait gemeyndlichen zentener und gemeynen gemaenten uff die eyde sie dann getaen haint unserm gnedigen herrn von Trier und juncher Wirich zum Steyne, ob jne das auch also kundig und herkommen sij? Daruff sie sich beraden und geantwort haint und eynmundig durch yren zentener tun sagen, so was der scheffen dae gewijst und erkant habe, das sie also von alters und ihre aldern herkommen braicht haben und gebure jn keyne wijse darz mee zu tun.
Weisthum und fragh der vogthigen
zum ersten, ob es zeit sey von ihar und dachdaß vögthgedingh zu besitzen? Daruff weysen sey, eß sey zeit, das und allerguter dingh zu beginnen. Demnach fragt der voght, weß manforters beginnen solt? Weiset der scheffen, man soll allen denen ruffen, die in daß vogtgedingh gehoeriich seindt.
Weiters fragt der voght, was man mehr anfangen oder beginnen solt? Daruff weiset der scheffen, man solt den gericht ban und freden thun. Wann daß gescheen, umb und umb gefraget, ob se alle da seyn. Darnach fragt der voght, wir mit recht uff den vogt dinckdagen sein soll?
Weyset der scheffen, alle die ienige, so in dem gericht gesessen seind, und da eine witwe sey, die einen manbarlichen sohn hette, der zu seinen dagen kommen sey, solt auch da sein; welche nicht da weren seind bueßfellich einen sester weins. Welcher scheffen uff die zeit nicht da were, derselbich wer umb die hochste bueß, er het dan des uffrichtige entschuldtnus, und dieselbige bueß ist X albus III heller.
Darnach fragt der voght, weß man weyters beginnen solt? Daruff west der scheffen, man sulle den hern ihr gerichtsbezirck zeigen von marck zu marck, wo es auß und angehe. Dis ist sulches recht, als der scheffen zu Briedell weisen ist von gnedigem herrn, und unser vorerltern ahn unß bracht haben.
Zu ersten weysen wir alle gebot und verboth vom gnedigem herrn und niemandts mehr, und allen außzogh und ihnzogh, und den herkommenden man, auch alle klocken geleut, ohne das zu gericht, das weysen wer dem jonckherren von dem Obersteyne, der ein Vogt in Bridell ist, derselbigh ist uber hals und haupt. Und weysen weyd und wasser vom gnädigen herren von Trier, da die arme leut oder burger alle jhar beedt moessen geben, nach gewachs und gewohnheit, als der scheffen dea ferners weysen ist.
Wan der bezirck geweist ist, alsdann fragt der vogt, was in dem gericht verbrochen und uberfahren wurde, wer das zu straffen habe, daß vom herrn ihr recht behalden werde, und niemandes unrechtes beschee? Weyset der scheffen, wurd es dem gericht uberfahren, daß sull man brengen an einen ubervogt, der sull das straffen, und ab es ihme entwusse, so solt er den lehenhern anruffen, der soll ihme darzu helffen, daß das gericht gehandthabt werde, und sie bey ehren rechten bleiben.
Wurd es ihn dem gericht verbrochen, in welchem wegh daß werde, wem man die bueß zuweyse? Weiset der scheffen unserm gnedigen Herrn zwey deill, und dem vogt das dritteill.
Fragt der vogt, durch wen oder wie man die verdedigen soll? Weyset der scheffen, der vogt sey des ein dinger, ob einige sich wider die bueß setzen, so möge er das gehne dieselbigen mit recht verdethigen, wie er dan mit recht erthedigen soll, daran er den lehenherrn zweideill geben und ihm ein drittheill behalten. Der scheffen weiset auch, verliße der vogt mit dingen, damit hab der lehenherr nichts zu schaffen.
Fragt der vogt, wie manich vogtgedinkt der vogt im iharzu besitzen habe, auch was man ihme zu jecklicher zeit weise, das ihme gescheen und er weiter thun soll? Weiset der scheffen, wan der herbst abgelaßen sey, vierzehen dach darnach uf den ersten mondach zu nacht, so sull ein schultes eime vogt gutlich thun, kompt er selbs von eines grassen wegen von Salme mit seinen frunden, wilt ein scholtes seiner loß sein, so solt er ihm geben ein burd weins, achtzehen pfennick werdt fleisch, zwolff pfennick werdt broidt, ein hoin, zweier pfennick weyßer becker, einen kleinen virdinck kruitz, ein virdinck wax, zwei malder haber.
Uff den mondach zu morgen, so soll ein scholtes eime vogt gutlich dhun mit allen seinen freunden ahn zaill.
Welche zeit man zu gericht gehen soll, sall ein scholtes und ein vogt nedersitzen, und soll ein scholtes oben ahn sitzen, und ein guit man zusehen ihnen zweien; und sall ein vogt ein dinger sein, und sall ein vogt sein schirmer sein eines lehnhern, ob er daß bedarf, ob es ihme entwuße, so sall der lehenher ihm helffen, und was dan ein vogt erdingt, da seind ij deill eines lehenher, und das drittheill eins vogt; und sall ein vogt eime lehenshern genugh thun, ehe er sein theil nehme. Auch hat ein vogt uff allen nottingkdagen zu vorzeigen uff ein buß unverburgt, unberaden und unrerumet und ungemoit.
Uff den mondach zu nacht, so solt ein vogt eime scholteßen und seinem weib, seinen knechten und megden gutlich thun; wilt aber der vogt der scheffen loß werden, so soll er ihnen geben ein hoichst bueß ohn eine, und hat von dem hauß in dem gericht ij pfenninck, gibt er zu eßen nicht, so werden ihm auch die pfenninck nicht.
Magh ein vogt fragen, ob einer von mißdedigen gefangen wurd, wie man den halten solle? Weyset der scheffen, man sull die halden im gefencknus; wurden sie bekennen, so soll der davon thun richten, und was dem, der ihn richtet davon geburt, sall der vogt ausrichten ahn des lehenhern schaden; aber was mit dem mißdedigen uffgehe, ehe er zu bekendnuß bracht sey, sulle der lehenher die ij deill bezahlen, und der Vogt das drittheil. Auch was guz die mißdedigen laßen, weyset der scheffen dem lehenherren ij deill, und dem vogt ein drittheil.
Der scheffen eyset auch eime vogt, zu allen dinckdagen die klock einmal zu leuden, sonst weist der scheffen, unser gnediger herr zu Trier alle klockengeleut, gebot und verbot, ußzugh und inzugh, und den herankommenden man.
Zum letzten sal der vogt sagen: ihr scheffen, ob ich nicht alles das noit were gefraget het, so sall hiemiet keynem herren seines rechten benommen sein, sondern behalden daran nochmals zu fragen alles, daß ihme noith werde, sondern alle geferdt.