Fischer Klaes
von Josef Busch
Zu den selten gewordenen Berufen unserer Heimat gehört auch der Beruf des Moselfischers. In meiner Jugend gab's noch den Fischer Klaes, ein Mann, den in der Gemeinde jeder kannte. Oft sah man ihn mit einem Gehilfen von seinem Kahn aus unermüdlich sein Netz auswerfen. Es war schon schwer mit dem Fischen auf der Mosel sein Leben zu fristen und seine Familie zu ernähren.
Hatte er einen guten Fang gemacht, so war es oftmals gar nicht so einfach, die Fische zu verkaufen. Viele Einwohner waren im Besitz von Angelscheinen. Darüber hinaus fand man es durchaus nicht ehrenrührig, sich Fische durch heimliches Auslegen von Angelschnüren oder ähnlichen Fangmethoden zu besorgen.
Mit diesen Schwierigkeiten mußte Klaes einfach leben und ab und zu mußte er auch genügend Geld aufbringen, um seinen großen Durst zu löschen, den er wie folgt erklärte:
„Wenn de ganze Daach dat Wasser on da Naache plätschert, da nredma en schräckeliche Duuscht."
Den hatte er auch, als er gegen Abend in ein Dorfgasthaus kam. Er setzte sich und sagte zu dem Wirt: „Jakob, gämma en Schoppe."
Der Wirt schenkte den Wein ein, stellte das Glas vor den Klaes, dessen Gesicht sich schon in der Vorfreude auf den kommenden Genuß, zu einem Grinsen verzog. Er nahm das Glas in die Hand, schaute liebevoll auf den Wein und spitzte den Mund.
Darauf hatte ich gewartet und sagte: „Halt Klaes, wennste dat Glas finf Minutte stieh laß ehsde trinks, gresde von mia finf Mark."
Das war für den Klaes etwas Unerhörtes und auch recht viel Geld. Er stellte das Glas erstmal ab, schaute mich an, schaute auf den Schoppen und dann dasselbe noch einmal bis er sagte: „Ennaah Jung, mäich kinn joa en dänne finf Minutte de Schlaach dräafe, on da das dou mejne Wejn trinke, ennah."
Sprachs und trank in zwei gewaltigen Schlucken das Glas leer. „Dat hott good geschmackt, Jakob gämma noch en Schoppe."