Eulenturm und Ringmauer
Die Briedeler Stadtbefestigung
Schon vor 1300 begannen die Bürger von Briedel, Ihren Ort mit einem massiven Schutzwall, einer Mauer, gegen Angriffe und Überfälle zu schützen.
Die hoheitlichen Grenzen in der Region waren noch nicht endgültig festgelegt und viele größere und kleinere Landbesitzer versuchten , ihre Territorien und Herrschaften auszudehnen. Während die Trierer Kurfürsten mit allen Mitteln versuchten, ihre oft weit versprengten Besitztümer zu arrondieren und die dazwischenliegenden Gebiete zu übernehmen, wehrten sich die kleinen Ritterfamilien und Klöster vehement dagegen. Obwohl Briedel ein Hauptbesitz des Klosters Himmerod und damit indirekt dem Erzbischof von Trier unterstand, waren die Gerichts- und Vogteirechte in den Händen der Herren von Daun-Oberstein, den Grafen von Salm etc. Erst 1341 gelang es dem Kurfürsten Balduin von Trier, diese für die Ausübung der wirklichen Herrschaft wichtigen Rechte in seine Hand zu bekommen, nachdem die bisherigen Amtsinhaber durch verschiedene Fehden und Erbstreitigkeiten in finanzielle Bedrängnis geraten waren.
Der Kurfürst versuchte viele Jahre lang, eine durchgehende Landverbindung zwischen seinem Kerngebiet um Trier und den geerbten Ländereien um Koblenz herzustellen .Die auf ihren Moselburgen sitzenden Geschlechter wollten dies und damit eine übermäßige Macht des Kurfürsten jedoch verhindern. So kam es immer wieder zu Scharmützeln, Burgenbelagerung, Schleifung und Neubau von Burgen.
Hauptleidtragende dieser Streitereien waren immer die ansässigen Einwohner. Sei es, das die Truppen immer wieder die gegnerischen Orte überfielen und ausraubten oder das die Soldaten des eigenen Herren sich einquartierten und sich von den Einwohnern verpflegen ließen.
Die Söldner seinerzeit waren meistens nur immer für den jeweiligen Kriegszug angeheuert. Danach zogen sie oft als herrenlose Banden marodierend durch die Lande. Insbesondere gegen dieses große Übel waren die örtlichen Ringmauern gedacht.
1343 berichten die Annalen von Streitigkeiten zwischen der Gemeinde Briedel und dem Kloster Himmerod sowie dem Kurfürsten von Trier über die Finanzierung eines 4. Tores im Zuge der Vollendung der Ringmauer.
1376 bestätigt Kaiser Karl IV dem Trierer Kurfürsten Cuno II. in einem Sammelprivileg u.a. die Stadtrechte für Briedel. Dieses gab den Bürgern zwar keine weiteren Rechte gegenüber der bisherigen Situation, war aber auch Ausdruck der Tatsache, das der Ort komplett durch eine Ringmauer, sozusagen eine Stadtmauer, geschützt war.
Die Mauer verlief entlang der heutigen Himmeroderstraße, der Moselstraße und dem Wallgraben.Auf der Bergseite war die Mauer in den Hang hineingebaut und querte hinter dem Eulenturm die Bergstraße hinauf zur Kirche.
Nur noch im Kurtel können wir heute noch ein Stück der alten Mauer frei sehen, die hier auch als Stützmauer gegen den Wallgraben diente. Alle anderen Mauerreste sind mit der Zeit völlig abgebrochen oder überbaut worden.
Die Sündporten an der Sündstraße Richtung Bummkopf, die Kehrporten oben an der Römerstaße, die Wirigsporten am Doll, dem Fußpfad nach Enkirch und ein Tor an der Himmeroderstraße an der Hauptstaße Richtung Pünderich sind die vier in Urkunden nachgewiesenen Tore. Darüberhinaus gab es sicherlich noch 1 oder 2 Tore am Moselufer und ein kleines am Fußweg Richtung Zell.
Der Eulenturm war der die ganze Anlage überthronende Hauptturm. Von hier konnte der ganze Ort überblickt und die Verteidigung gesteuert werden.
Ob die in hartem Frondienst durch die Bürger aufgebauten Mauern und Türme jemals ihrem Zwecke dienten und Feinde abgehalten haben, ist nicht mehr überliefert. Briedel wurde trotz der Mauern im Mittelalter und der Neuzeit, besonders während des 30jährigen Krieges, desöfteren überfallen und geplündert.
1689 Besetzten die Franzosen unter König Ludwig XIV die linksrheinischen Gebiete und gliederten sie einmal mehr in ihr Reich ein.
In diesem Zuge wurde auf dem Mont Royal, einem Bergplateau innerhalb der Moselschleife bei Traben-Trarbaach, eine riesige Festungsanlage erbaut. Alle in der Umgebung vorhandenen Burgen, Ringmauern und sonstige Schutzbauten wurden nun geschleift und die verbleibenden Steine teilweise als Baumaterial der neuen Großfestung verwandt. Ob auch die Briedeler Mauer dabei niedergerissen wurde, ist aus den Aufzeichnungen nicht ersichtlich, ab er hohe Steuerzahlungen und Frondienste mußten zum Bau der Festung geleistet werden.
Viele später gebaute Bruchsteinhäuser weisen darauf hin, das die Mauerreste vielfach als naheliegendes Baumaterial verwandt wurden.
Der seines Helmes beraubte Wehrturm wurde nach dem Abzug der Franzosen wieder notdürftig instandgesetzt, und war noch zeitweise bis 1880 Ausguck des Nachtwächters, soweit er nicht mit seinem Signalhorn durch die stillen nächtlichen Gassen trottete. Denn der gute Überblick von hier oben ließ Schauere recht früh erkennen und eine Alarmierung der Bewohner vornehmen. Die Witterungseinflüsse ließen ihn in der Folge aber weiter verwittern und teilweise einstürzen. Da der ebenerdige Zugang verschüttet war, konnten nur noch die Vögel durch die schmalen Schießscharten den Turm bewohnen. Lange Jahre war das eine Eulenkolonie, die dann auch dem Turm den heutigen Namen „Eulenturm" einbrachte.
Um 1960 wurde der weitere Verfall durch einige Sicherungsmaßnahmen gestoppt. Nachdem dann die Flurbereinigunsgemeinschaft den Ortsrandweg baute und damit auch der Eulenturm mit Fahrzeugen erreichbar war, wurde 1982 eine gründliche Renovierung vorgenommen. Dabei wurden die Turmmauern wieder auf die ursprüngliche Original-Höhe gebracht und dem ganzen ein Runddach aufgesetzt.
Der innenliegende Schutt wurde teilweise ausgeräumt und ein Zugang hergestellt. Aus baustatischen Gründen und weil die nötigen finanziellen Mittel fehlten, wurde der Turm jedoch nicht völlig ausgeräumt. Auf der Höhe des neuen Zugangsweges wurde eine Betonbodenplatte eingegossen, die jedoch die Möglichkeit offenlässt, irgendwann einmal tiefer zu forschen und den alten Zugang freizulegen.
Nach der Überlieferung in der Schulchronik war der Haupteingang in den Turm im Keller der beiden 1894 abgebrannten Häuser - heute Raifeisenbank- in der Bergstraße. Innen ging es auf einer hölzernen Wendeltreppe dann nach oben zum Ausguck. Beim Bau des Parkplatzes und den Bauarbeiten der Raiffeisenbank konnte der Eingang jedoch nicht identifiziert werden.
Die ursprünglichen Pläne für ein Heimatmuseum konnten nicht umgesetzt werden. Die geringe Nutzfläche und die zum Innenaufstieg nur vorhandene steile Leiter, ließen das nicht zu.
Der Turm hat einen Durchmesser von 6,50 m und dabei unten eine Mauerstärke von ca 60 cm, die nach oben geringer wird.
Eulen nisten seit Jahren keine mehr im Turm. Lediglich Bussarde können zeitweise hier beobachtet werden.
Unter der Bevölkerung Briedels hält sich bis heute hartnäckig die Legende, das es aus dem Turm innen eine geheime Treppe und einen Fluchttunnel in das Haus „Grafschaft" geben soll.
Dies ist jedoch sehr unwahrscheinlich, zumal das Haus ja erst 400 Jahre später als der Turm gebaut wurde und in Briedel nie ein ständiger Sitz einer herrschaftlichen Familie war.