Die Briedeler Kirchenbücher
Nach der Reformation wurden von den evangelischen Gruppen, d.h. von den weltlichen Herren, die ja sozusagen der oberste Religionsführer in ihrem Herrschaftsbereich waren, Mittel gesucht, um die zugehörigen Pfarrkinder zu erfassen. Auf dem Konzil von Trient (-1563) wurden auch die katholislchen Priester verpflichtet, Taufen- Heiraten und Sterbefälle aufzuzeichnen. Schließlich war ein genaues Wissen über die religiöse Zugehörigkeit auch für Steuern, Frondienste etc. wichtig. In Briedel beginnen die Aufzeichnungen von Taufen und Sterbefällen bereits 1594, während die Heiraten ab 1604 nachgewiesen sind.
Durch die unterbrechungsfreie Versorgung der Briedeler Pfarrstelle durch die Patres von Himmerod waren hier immer schreibgewandte Priester tätig. Daher sind die Briedeler Kirchenbücher vollständig, sorgfältig und gut lesbar geschrieben. Glücklicherweise hatten wir auch keine Verluste durch Brände, Kriegswirren oder Vandalismus.
Die französischen Revolutionstruppen, die ab 1792 die Rheinlande besetzten, nutzen diese Kirchenbücher als Nachweis für die zum Militär einziehbaren Jungen. In vielen Fällen wurden nun von den Pastören die neugeborenen Knaben mit der verweiblichten Form ihres Namens ins Tauchbuch eingetragen, um damit eine spätere Aushebung zu erschweren. Anscheinend fiel das auf und 1796 wurden alle Kirchenbücher konfisziert und die Franzosen schrieben alle männlichen Einwohner, die sich als Soldat eigneten, heraus. Den Pfarrern wurde die Führung von Kirchenbüchern und Namensverzeichnissen verboten und die Staatsmacht führte bei uns linksrheinisch die Standesämter ein, die fürderhin für die Personenstandsverzeichnisse zuständig waren. Die Franzosen nahmen diese die Bücher mit in ihre Archive nach Paris. Erst nach langen Verhandlungen wurden diese wieder herausgegeben und kamen zentral in die jeweiligen Bistumsarchive, wo sie heute für die Familienforschung rege genutzt werden.
Trotz des Verbotes führten aber viele Pfarrer, auch der Briedeler, neue Kirchenbücher fort. In den Ergebnissen des Wiener Kongresses wurden dann die Rechte der Kirchen auf diese Personenstandsbücher wieder gefestigt.
Während des preußischen Kulturkampfes war die Pfarrei Briedel von 1878 bis 1884 verwaist. Die kirchlichen Handlungen nahm der Pastor von Pünderich vor, der auch die Personeneintragungen in die dortigen Bücher, nicht in die Briedeler, aufnahm.
Neben den reinen Personendaten haben die Pfarrer auch oft weitere Bemerkungen zum Leben oder Sterben der Personen verzeichnet. Auch Epedemien, Naturkatastrophen und Vermerke über den Witterungsverlauf und die Ernte fanden vielfach Eingang in die Kirchenbücher.
In der Zeit des dritten Reiches mussten viele Bürger einen „Ariernachweis" erbringen. Dieser war ein aus den Kirchenbüchern heraus erstellter beglaubigter Stammbaum. Der hohe Aufwand dazu belastete die Pastöre stark, sodass zeitweise ein Helfer eingestellt wurde. 1959 erstellte der Pfarrer ein Familienbuch um schnell und einfach für jedermann die Zusammenhänge nachvollziehen zu können.
Auf Wunsch einiger Briedeler Bürger erstellte Otto Münster 1982/84 aus den alten Kirchenbüchern ein umfangreiches Familienbuch von 1594 bis 1900. Elmar Kroth hat die Kirchbuchdaten um viele weitere Auswertungen aus Steuerlisten etc. ergänzt und 2011 eine überarbeitete Ausgabe, die über 20.000 personenbezogene Daten enthält, veröffentlicht. Die späteren Daten wie auch das pfarreieigene Familienbuch sind heute noch aus Datenschutzgründen für die öffentliche Einsicht gesperrt.
Neben diesen Büchern stehen uns auch noch verschiedene Lagerbücher, das sind Aufzeichnungen über die jeweils praktizierten Gewohnheiten und Regeln im kirchlichen Leben, Aufzeichnungen über Besitztümer der Pfarrei und geschichtliche Abhandlungen zur Verfügung. Ergänzen kann man das Wissen über das frühe Gemeindeleben auch mit den teils sehr interessanten Eintragungen in den Protokollbüchern des kirchlichen Sendgerichtes.